Promotionsstipendien "Erforschung der Sozialen Demokratie(n) und ihrer Bewegungen" (Friedrich-Ebert-Stiftung)

Promotionsstipendien "Erforschung der Sozialen Demokratie(n) und ihrer Bewegungen" (Friedrich-Ebert-Stiftung)

Institution
Friedrich-Ebert-Stiftung (Godesberger Allee 149)
Arbeitstelle
Godesberger Allee 149
PLZ
53175
Ort
Bonn
Land
Deutschland
Bewerbungsschluss
24.04.2022
Von
Stefan Müller, Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)

Promotionsstipendien der Friedrich-Ebert-Stiftung

Promotionsstipendien "Erforschung der Sozialen Demokratie(n) und ihrer Bewegungen" (Friedrich-Ebert-Stiftung)

Das Archiv der sozialen Demokratie und die Abteilung Studienförderung der Friedrich-Ebert-Stiftung schreiben seit 2017 ein gemeinsames Promotionsprogramm aus. In diesem Programm werden innovative historische und zeitgeschichtliche Forschungen zu Geschichte, Wandel und Zukunftsperspektiven der Sozialen Demokratie gefördert.

Es werden bis zu 4 Stipendien vergeben. Bewerbungsschluss ist der 24. April 2022.

Soziale Demokratie steht für weit mehr als die politische Mitbestimmung durch Wahlen und die Tätigkeit von Parteien und Parlamenten. Mit dem Begriff sollen auch gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten, soziale Ungleichheiten sowie kulturelle Ausprägungen als zentrale Faktoren demokratischer Prozesse mitgedacht und erforscht werden. Diese politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Dimensionen der Sozialen Demokratie können mit ganz unterschiedlichen Fragestellungen und Methoden sowie disziplinären Perspektiven untersucht werden. Fragen zur Organisation und zur Transformation von Arbeitswelten, sozialen Räumen und politischen Formationen sind ebenso denkbar wie zu Aushandlungen und Strukturierungen von Milieus, Bewegungen und zivilgesellschaftlichen Akteuren in ausdifferenzierten, multikulturellen Gesellschaften, die oft um Identität, Partizipation oder Abgrenzung kreisen. Forschungsleitend können aber beispielsweise auch praxeologische Ansätze der neueren Demokratiegeschichte sein, die normative Zugänge hinterfragen und Raum für transnationale und diachrone Vergleiche schaffen, aber auch sozialhistorische und kulturwissenschaftliche Perspektiven, die den Fokus der politischen Ereignisgeschichte erweitern und auch neue Fragen der (historischen) Parteienforschung aufgreifen.

Gefördert werden Promotionsvorhaben verschiedener gesellschaftswissenschaftlicher Disziplinen.

Mögliche Forschungsfelder könnten sein:

- Ein vergleichender Blick auf die sich politisierende Gesellschaft des Kaiserreichs und anderer Epochen könnte beispielsweise die Dynamiken der jeweiligen Politisierungsphasen schärfer fassen helfen. Ethnologisch gesprochen, böte eine Analyse des Kaiserreichs ein hohes Potenzial an Verfremdungseffekten für heutige Dynamiken und könnte dazu beitragen, die Demokratiegeschichte Deutschlands aus heutiger Perspektive besser zu verstehen. Ebenso könnten Fragen der Kohäsionskräfte der Sozialen Demokratie in diachroner Linie verfolgt werden. Die Rolle und Bedeutung revolutionären Denkens und Handels in Geschichte und Gegenwart in transnationaler und globaler Interaktion wären ebenso denkbar. Auch fehlen Studien zur Erforschung von Diversität im Kontext kolonialer Politik der sozialen Bewegungen, Brüche und Weiterentwicklungen im 20. und 21. Jahrhundert.

- Ein weiteres Forschungsfeld könnte in der Entwicklung der Themenlinien und Bedeutung von „policies“ für die Erforschung der Sozialen Demokratie liegen, wie z.B. Umwelt- und Klimapolitik, Digitalisierungspolitik, Außen-, Friedens- und Sicherheitspolitik, Wirtschafts-, Finanz- und Fiskalpolitik, Sozialpolitik, Identitätspolitik, Gleichstellung und Gender. Indem die Programme und Themenausformulierungen als Ausdruck politischen Willens und der Kommunikation verstanden werden, bieten sie Einblick in die Entwicklung der Denkwelt der Sozialen Demokratie und ihrer Vorstellungen von Gesellschaft sowie der möglichen Beantwortung von Problemlagen. Die programmatischen Wandlungen ließen sich demnach als Kommunikation und Bindungsangebote an die Gesellschaft lesen, aus denen sich der Kern des politischen Selbstverständnisses, aber auch der Spiegelung des Anderen (und Fremden) analysieren ließe. Insbesondere Wahlkämpfe böten sich als Zeiten verdichteter Kommunikation und inhaltlicher Reflexion an. Nicht zu vergessen wäre eine medienanalytische Fragestellung, die die Visualisierungstendenz moderner Gesellschaften aufgreift und nach der Visualisierung der Sozialen Demokratie und ihrer Entwicklung fragt.

- Nicht zuletzt böte auch die Frage nach „Politik als Arbeit“ eine Perspektive, die sich mit der modernen labour history oder mit Diskussionen über politisches Personal und dessen „Professionalisierung“ verbinden ließe. Daran würden sich Fragen der Repräsentation, aber auch der Repräsentativität anschließen, die Querverbindungen zur Gender-Forschung wie auch aktuellen Debatten über Identität nutzen könnten.

Fachliche Anbindung:
Zur Friedrich-Ebert-Stiftung gehört eines der wichtigsten Archive zur Erforschung sozialer Bewegungen mit einer der größten Fachbibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung der Welt. Die Bedeutung des Archivs der sozialen Demokratie (AdsD) als Zentrum historischer Forschung spiegelt sich nicht zuletzt in der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift Archiv für Sozialgeschichte wider, die im Referat Public History des AdsD angesiedelt ist. Die Promovierenden erfahren durch archivfachliche und wissenschaftliche Beratungen eine Unterstützung auf individueller Ebene und durch Teilnahme an Formaten wie dem „Histo-Tee“, der „Archivschule“ u.ä. sowie der Einbindung in inhaltliche Arbeit des Referats Public History (u.a. durch Praktikumsangebote) eine direkte fachliche Anbindung.

Ideelle und finanzielle Förderung
Die in das Promotionsprogramm aufgenommenen Stipendiat:innen erhalten die gleichen Leistungen wie alle anderen Stipendiat:innen der Promotionsförderung: finanzielle Förderung entsprechend der Richtlinien, Zugang zu unserem stipendiatischen Netzwerk mit eigenen Arbeitskreisen und Hochschulgruppen sowie die Möglichkeit zur Teilnahme an Seminaren und anderen Weiterbildungsmöglichkeiten.

Die Bewerbung erfolgt online:
Voraussetzung für eine Bewerbung ist die Zulassung zur Promotion ohne Auflagen an einer staatlichen oder staatlich anerkannten deutschen Hochschule. Das vorangegangene Studium sollte mit überdurchschnittlichem Ergebnis und zügig abgeschlossen worden sein. Neben der fachwissenschaftlichen Qualifikation wird ein ausgeprägtes gesellschaftspolitisches Engagement erwartet. Bei der Online-Bewerbung muss der Bezug zum Promotionsprogramm im Bemerkungsfeld ausdrücklich erwähnt werden. Außerdem sollte im Motivationsschreiben darauf eingegangen werden. Der Bewerbungsschluss ist der 24. April 2022. Es werden bis zu 4 Stipendien vergeben.

Informationen zu den einzureichenden Unterlagen sind zu finden unter:
https://www.fes.de/lnk/infoblatt-promotion

Hier geht’s zum Bewerbungsformular:
https://www.fes.de/studienfoerderung/bewerbung/und-jetzt-bewerben

Zum Auswahlverfahren:
Das Auswahlverfahren sieht einen Workshop vor, in dessen Rahmen Sie als Bewerber:in u.a. Ihr Konzept mit den Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats des Promotionsprogramms diskutieren.

Kontakt

PD Dr. Stefan Müller
Friedrich-Ebert-Stiftung
Archiv der sozialen Demokratie
Referatsleiter Public History
53170 Bonn
Tel: +49 (0) 228 883-8068
Stefan.Mueller@fes.de
__________________
Dr. Markus Trömmer
Friedrich-Ebert-Stiftung
Studienförderung
Leitung Promotionsförderung
53170 Bonn
Tel: +49 (0) 228 883-7914
Markus.Troemmer@fes.de

https://www.fes.de/studienfoerderung/bewerbung/und-jetzt-bewerben
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